Einblicke in den Journalismus
Chefredakteurin des „Standard“ am BRG Imst
Dr. Alexandra Föderl-Schmid ist, so bekennt die Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung „der Standard“ selbst in ein Bundesrealgymnasium gegangen, hat sich auch hier u. a. das Rüstzeug für ihre berufliche Laufbahn geholt. Den Schülerinnen und Schülern der siebten Klassen des Imster Gymnasiums gab die Chefredakteurin Einblicke in ihre Arbeit. Nach journalistischen Anfängen in Oberösterreich, als Korrespondentin in Berlin und Brüssel und als Leiterin des Wirtschaftsressorts kam sie schließlich in diese Leitungsfunktion. Sie koordiniert etwa 110 Print-Journalisten bzw. deren Produkte und etwa 50 Leute in der Online-Redaktion.
Föderl-Schmid schildert den interessierten Schülern ihren „journalistischen Tagesablauf“: „Um etwa 10 Uhr findet die erste Konferenz statt, wir gehen dabei die Zeitung des letzten Tages durch, indem wir Blattkritik betreiben und genau bestimmen, was gut und schlecht war.“ Anschließend werden dann die aktuellen Vorgänge besprochen. Um etwa 15.30 Uhr wird dann der Aufmacher fixiert und die wichtigsten Punkte der jeweiligen Ressort und die dem entsprechenden journalistischen Festlegungen werden da getroffen.
Die Chefredakteurin geht anschließend auf die Blattlinie ein. Man nehme beim Standard für sich in Anspruch, „eine Qualitätszeitung“ zu sein, und damit habe man sich selber strenge Richtlinien verordnet. Das habe dann natürlich auch Auswirkungen, denn „damit zeigen wir nicht alles, was wir zeigen können.“ Das beziehe sich vor allem auf die Fotos, bei denen man es vermeide, allzu Aufwühlendes oder zu Sensationslüsternes darzustellen. Und die Leser, vor allem aber die Leserinnen, so Föderl-Schmid seien auch auf dieser Linie: Als man zum Beispiel das Foto des blutenden und entstellten Diktators Gadaffi veröffentlichte, habe es Proteste gegeben. Die Konsequenz daraus für Föderl-Schmid: „So würden wir das nicht mehr machen!“ Um 18 Uhr müsse die erste Ausgabe fertig sein, für die Tiroler, denn um 19.30 geht diese mit der Tyrolean-Linienmaschine nach Innsbruck, denn Tirol sei ein wichtiger Markt für die lachsfarbene Zeitung, man habe immerhin in Tirol die meisten Leser von den westlichen Bundesländern. Um Mitternacht erfolgt dann der letzte Andruck, auf diese Weise könne man noch auf aktuelle Ereignisse bis etwa 23.30 Uhr reagieren.
Die Frage der Schüler: „Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um beim Standard journalistisch tätig zu sein?“ Die Chefredakteurin dazu: „Man sollte ein Studium abgeschlossen haben und vor allem muss man solide Kenntnisse der deutschen Grammatik und der Rechtschreibung haben, denn das ist nun einmal das Handwerkszeug. Wir verlangen auch Sprachen, vor allem Englisch: So sollte ein jeder auch fähig sein, sofort ein Interview auf Englisch zu führen.“ Sie erzählt auch, dass die Zeitung sehr viel in die sprachliche Weiterbildung der Journalisten investiere: So habe man etwa einem Kollegen, der Interesse als hat, als Korrespondent nach Istanbul zu gehen, das Erlernen der türkischen Sprache ermöglicht. Apropos Korrespondenten: Nicht in allen Ländern ist es ganz ungefährlich, als Journalist tätig zu sein. Darum würden manche Berichte anonymisiert und in Kriegsgebieten würde man auch dafür Sorge tragen, dass die journalistischen Mitarbeiter kugelsichere Westen tragen. Man habe auch Psychologen verpflichtet, die Mitarbeiter in solchen Ausnahmesituationen betreuen.
Im (innen)politischen Tagesgeschehen hätte die Beweisbarkeit verschiedener „Sager“ für sie und ihre Zeitung enormes Gewicht. So sei es ganz wichtig gewesen, die Wortmeldung Straches (sein Vergleich der Proteste gegen den Ball der freiheitlichen Korporationen mit der Judenverfolgung) genau zu untermauern. Die Chefredakteurin formuliert überspitzt, wenn Sie das Klima mit den einzelnen österreichischen Parteien charakterisiert: „Die FPÖ klagt, die SPÖ regt sich sofort auf, die Grünen sind super-wehleidig und die ÖVP ist noch am angenehmsten.“ Ihre Aufgabe als Redaktionsleiterin sei es auf jedem Fall, „den Kollegen den Rücken freizuhalten.“