Lehrer analysiert Fitness der Schüler
Dr. Kastner dokumentierte Sportleistungen für wissenschaftliche Forschungen
Dr. Hannes Kastner, jetzt im Unruhestand, war über 40 Jahre lang engagierter Lehrer für Geschichte und Sport am Bundesrealgymnasium Imst. Er registrierte und dokumentierte akribisch genau die sportlichen Leistungen seiner Schüler aus Leichtathletik und Schwimmen. Nunmehr wurden diese wissenschaftlich ausgewertet.
Kastners Befund dazu: „In diesen vierzig Jahren hat es eine ständige Talfahrt im Bereich der sportlichen Leistungen gegeben! Und dabei geht es nicht um Einzelleistungen, sondern um Gesamtleistungen der Klassen. 1982 sprang die beste Klasse im Durchschnitt 3,65 m weit, drei Jahrzehnte später waren es dann schon nur mehr 2,82 m. In vierzig Jahren hat sich allein beim Weitsprung die durchschnittliche Sprungweite um 40 cm reduziert.“ Dasselbe diagnostiziert Kastner für alle anderen untersuchten Disziplinen.
Der Sportstudent Marco Baldauf konnte nun mit Hilfe des Kastnerschen Datenmaterials die These untermauern, dass es um den körperlichen und sportlichen Zustand unserer Schüler und Schülerinnen generell schlechter bestellt ist als früher. Der ehemalige Pädagoge Hannes Kastner analysiert: „Die veränderte Lebensweise der heranwachsenden Bevölkerung bedeutet einen offensichtlichen Bewegungsmangel und damit einen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Weniger Freizeit in frischer Luft, Licht und Natur, mehr Fernsehen und gekrümmte „Game-Boy-Haltung“ haben Haltungsschäden zur Folge. Vermehrte Fastfoodernährung und zuckerhaltige Getränke ziehen Übergewichtigkeit nach sich.“ Kastner bringt es auf den Punkt: „Vor 40 Jahren traten die Schüler zum Weitsprung an und stellten sich dabei so an, als hätten sie jahrelang darauf trainiert. Gegen Ende der untersuchten Epoche musste man froh sein, wenn die Läufer beim 60-Meter-Lauf sturzfrei ins Ziel kamen.“
Natürlich ist das, so Kastner, ein breites gesamtgesellschaftliches Phänomen, das alle Kinder und Jugendlichen in Stadt und Land gleichermaßen umfasst. Das Mittel dagegen, so der ehemalige Sportprofessor, muss erst gefunden werden. Sensibilisierung für mehr Bewegung und Gesundheit wäre notwendig. Dazu der Direktor des Imster Gymnasiums, Karl Digruber: „Leider kann die Schule hier nicht allein agieren, es ist wesentlich, dass ein gemeinsames Umdenken stattfindet. Wir haben zwar in der Unterstufe fast täglich eine Turnstunde trotzdem können wir dieses Phänomen nicht so kompensieren, wie wir das gerne hätten.“